Pflegehunde & Trainingsweg

Wie fühlt sich ein unverstandener Hund?

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Stellen Sie sich vor Sie haben Angst vor Vogelspinnen, Ihr Partner hält diese aber aus Leidenschaft in einem Terrarium.

Sie teilen diese Leidenschaft ganz und gar nicht und eines Tages sehen Sie eine Vogelspinne in Ihrem Wohnzimmer krabbeln... Sie schrecken auf, wollen die Distanz vergrößern und schreien.

(Vergleichbar mit Hunden, die ebenfalls mehr Abstand benötigen und bellen)

Sie sagen Ihrem Partner, dass Sie Angst haben und er gibt Ihnen daraufhin einen unsanften Rempler (Vergleichbar mit Leinenruck) in Richtung Spinne mit den Worten: "Jetzt stell dich nicht so an, es ist doch nur eine Spinne!!!"

Daraufhin zieht er Sie am Arm einfach mit in Richtung Spinne mit den Worten:

"Du musst deine Angst endlich mal überwinden, das nervt!!!"

Sie blicken die ganze Zeit in Richtung Spinne, denn "seinen Feind" lässt man nicht aus den Augen. Sie sträuben sich und zittern womöglich am ganzen Körper doch Ihr Partner lässt Sie einfach nicht los und zieht Sie ruckartig zur Spinne hin (Auch Hunde werden an der Leine oft vorbei- oder mitgezogen).

Er nimmt die Vogelspinne auf seine Hand während er Sie immer noch am Arm festhält.

"Siehst du, die beißt nicht!!!" sagt Ihr Parter verständnislos.

Vielleicht versuchen Sie nun sich loszureißen und schreiend wegzulaufen, eventuell werden Sie Ihrem Partner gegenüber grob oder aber Sie haben es aufgegeben und erstarren vor Angst in stiller Hoffnung die Situation geht schnell vorüber.

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Hat Ihr Partner diese Situation für Sie geregelt? Nein!

Haben Sie weiterhin Angst vor Vogelspinnen? Ohja, vielleicht sogar noch mehr!

Verknüpfen Sie die Spinne durch dieses Erlebnis noch negativer als eh schon? Ja!

Vertrauen Sie Ihrem Partner dadurch mehr in solchen Situationen? Definitiv nicht!


Je nach Typ Mensch ist man in sich gekehrt, sprachlos und enttäuscht oder aber man ist wütend oder gar aggressiv gegenüber seinem Partner, weil er Sie nicht nur im Stich gelassen hat sondern die Situation sogar verschlimmert hat.

Wollen wir das wirklich unseren Hunden antun?
Wollen wir sie einfach solchen Situationen ausliefern und diese sogar noch durch unser Zutun verschlimmern?

Nein, ich definitiv nicht.

Ich möchte einen Hund, der spürt, dass ich ihn verstehe, seine Bedürfnisse und Ängste ernst nehme und gemeinsam mit ihm daran arbeite.


Pflegehunde & Trainingsweg


Pflegehund Tobi

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Unser Pflegehund Tobi war der Hund, der aufgrund seines Verhaltens am Längsten im spanischen Shelter auf ein zu Hause wartete. Es verging Tag für Tag, Monat für Monat. Niemand wollte ihn haben.

Irgendwann entdeckten wir ihn im Internet und kurze Zeit später holte ich ihn gemeinsam mit Freunden vom Flughafen ab.

Tobi war draußen ständig "im Jagdfieber". Er hinterfragte jedes Signal und hatte als ehemaliger Straßenhund seine eigenen Vorstellungen vom Leben. Aus seiner ersten Vermittlung kam er zurück, weil er mit Beschädigungsabsicht gebissen hatte. Tobi war einer dieser Hunde, die mit umgerichteter Aggression reagierten sobald man Druck hinzufügte. Auf Druck erfolgt bekanntlich Gegendruck.

Viele Hundehalter haben "das Glück", dass ihr Hund nahezu alles duldet und verzeiht, doch es gibt jene Hunde - genau so wie es solche Menschen gibt - welche vieles ertragen und irgendwann explodieren...


Ich arbeite als Pädagogin in einem Kindergarten. Würden Sie mir Ihr Kind anvertrauen, wenn Sie wüssten, dass ich mit Einschüchterung, Schreckreizen, Gewalteinwirkung etc arbeite? Vermutlich nicht und das aus gutem Grund.

 
Warum aber wird das bei Hunden noch heute geduldet und praktiziert, obwohl man längst weiß welche Auswirkungen dies häufig mit sich bringt? Das Hundehirn hat in Sachen Aufbau und Funktionen sehr viel gemeinsam mit dem des Menschen und ebenso die Emotionen sind sehr ähnlich bzw vergleichbar mit jenen eines Kindes.


Die Zeit nachdem Tobi aus der Vermittlung zurück kam war erneut eine Herausforderung.

Insgesamt war Tobi knapp ein Jahr bei uns bis wir eine passende Familie ohne Kinder gefunden haben.

Es war viel Training nötig doch aus Tobi ist ein verlässlicher Hund geworden, der seine neue Familie überall hin begleitet und das Leben in vollen Zügen genießt. Wir sind mit unserem Goldschatz regelmäßig in Kontakt.

Der Abschied fiel sehr sehr schwer. Zum Glück gab es da noch unsere Betreuungshunde, die wieder etwas Leben ins Haus brachten.

Und als mein Partner und ich endlich in unser eigenes Haus zogen, war bald klar, dass wir gerne einem weiteren Tötungshund die Chance auf ein neues Leben schenken wollen.

Mocca in der Tötungsstation und wie sie sich entwickelte...

Pflegehund Mocca

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Im November 2020 sah ich Mocca, eine völlig abgemagerte Hündin - die sich scheinbar selbst schon aufgegeben hatte - auf einem Video im Internet. Sie ließ sich nicht anfassen und hatte noch nie zuvor die Liebe eines Menschen gespürt.

Ihr ganzes Leben lang verbrachte sie in einem winzigen Zwinger inmitten von hunderten anderen Hunden. In der Tötungsstation wurde sie misshandelt. Man hatte sie mit einem Spaten geschlagen und die Hunde töteten sich zum Teil gegenseitig, um selbst überleben zu können.

So hat Mocca die Strategie entwickelt nach vorne auf Angriff zu gehen und zu attackieren, um sich selbst zu schützen.

Mocca kam im Februar 2021 mit vielen Bisswunden und seelischen Narben bei uns an. Ein Haus kannte sie nicht weshalb es ihr schwer fiel mit uns nach drinnen zu gehen. Trotz der Erschöpfung aufgrund der langen Fahrt aus Rumänien hierher, wollte sie sofort unsere Katzen attackieren als sie diese beim Betreten des Hauses erblickte. Ich hatte Mocca natürlich und vor allem zum Glück an einer Leine, sonst wäre das wohl nicht gut ausgegangen!

So begann eine aufregende, aber auch anstrengende Zeit für uns. Zuerst hieß es also: Management.

Wir besorgten ein Trenngitter und die ersten Wochen hatte ich Mocca jederzeit an einer Hausleine. Man konnte ihr mit den Katzen keineswegs (ver)trauen. Zuerst hing sie bei jedem Anblick der Katzen aggressiv in der Leine, später "nur" noch bei Bewegungsreizen.

Viele Hundehalter und leider auch Trainer hätten wohl spätestens hier zu unschönen Methoden wie beispielsweise Einschüchterung oder Schreckreize gegriffen und ja, vielleicht hätte es "schnell gewirkt" aber zu welchem Preis?

Möchte man - vor allem bei einem solchen Hund - tatsächlich das Vertrauen in den Menschen (noch mehr) zerstören? Und möchte man tatsächlich, dass der Hund die Katzen durch Strafe noch negativer verknüpft?

Ich wollte das definitiv nicht und so sind Mocca und die Katzen nach einigen Wochen positiven Trainings tatsächlich Freunde geworden... Ohne Einschüchterung, ohne Strafe. Einfach nur durch Zeit, Liebe, Geduld und natürlich Training.

Besonders unsere Lucy darf sich bei Mocca alles erlauben und wird gerne von ihr geküsst und gekuschelt :-) Wer hätte das gedacht?! 

Doch nicht nur bei den Katzen ging sie nach vorne, auch bei meinem Partner, meinem Vater und fremden Menschen reagierte sie aus Unsicherheit ganz ähnlich.

Weitere Probleme zeigten sich draußen auf Spaziergängen.

Obwohl wir die Spaziergänge (nach Eingewöhnung) erstmal so kurz und reizarm wie möglich hielten, ging sie bei allem was ihr Angst machte nach vorne und hing lautstark in der Leine... Bei jeder Art von Fahrzeugen, anderen Hunden bzw Tieren allgemein, Jogger, Radfahrer bzw Menschen jeglichen Alters, bei allem was sich bewegte, Gegenstände etc.

Sie konnte sich nicht selbst beruhigen, sprang lautstark und aggressiv in der Leine hin und her...

Puh, entspannte Spaziergänge? Was war das noch gleich?

Hätte ich Mocca in schwierigen Situationen für unerwünschtes Verhalten immer bestraft, hätte das Vertrauen zu mir sehr darunter gelitten. Zwar hätte sie dadurch vielleicht "die Symptome" unterdrückt, aber ich hätte ihr kein Stück damit geholfen und sie hätte dadurch auch nicht gelernt wie sie sich stattdessen verhalten kann. Durch Strafe hätte sie aber die Erfahrung gemacht, dass sie sich in solchen Situationen nicht auf mich verlassen kann, dass ich sie nicht unterstütze und zudem hätten wir kein bisschen an der Ursache gearbeitet. Und das ist nötig, um die Emotion eines Hundes verändern zu können.


Wenn man einer Situation etwas Unangenehmes hinzufügt, wird der Hund diese Situation nicht positiv abspeichern können. Er wird nicht wissen welches Verhalten denn überhaupt erwünscht ist und was er stattdessen tun soll... 

Doch genau das war mein Ziel.

Ich wollte nicht einfach nur diese Verhaltensweisen "wegstrafen" und ich wollte keinen Hund, der nur augenscheinlich "gut erzogen" neben mir her läuft und sich nicht mehr traut auch nur einen Mucks zu machen... 

Natürlich war es mir anfangs oftmals unangenehm einen Hund an der Leine zu haben, der sich nicht selbst regulieren konnte, aber ich bin meiner Trainingsweise treu geblieben. Und Training braucht eben Zeit und Geduld.

Oder würden Sie jene Menschen, die Missbrauch erfahren und ein Trauma haben auch mit Druck und Gewalt ins Leben "zurück holen"? Wahrscheinlich nicht. Hier hätte jeder Verständnis dafür, dass es Zeit, Geduld und viel Einfühlungsvermögen braucht.

Und bitte vergessen Sie nicht: Ein misshandelter Hund kann nicht mit einem Hund vom Züchter verglichen werden. Kein Hund gleicht dem Anderen. Deshalb ist individuelles Training auch so wichtig.

Hunde, die mit Strafe "erzogen" werden, leiden unter Stress und es kommt häufig zu Fehlverknüpfungen, Vertrauensverlust oder gar umgerichteter Aggression.

Ich wollte, dass Mocca es irgendwann super findet jegliche Fahrzeuge, Tiere, Menschen etc zu sehen, weil wir durch das ursachenorientierte Training ihre Emotion ins Positive verändern konnten.

Und auch wenn aus einem angstaggressivem Hund mit Deprivationssyndrom vielleicht nie ein komplett gelassener, souveräner Hund wird, weil Training einfach Grenzen hat (Genetik und schlechte Erfahrungen lassen sich letztendlich auch nicht verändern) so kann man dennoch vieles ins Positive verändern.


Mocca hat mich so oft darin bestätigt wie wichtig es ist geduldig zu bleiben und fair zu trainieren. Beispielsweise bekam ein Interessent durch umgerichtete Aggression zu spüren was Mocca davon hält mit einem Leinenruck bestraft zu werden, obwohl wir vorab darüber sprachen.


Zudem speicherte sie Personen, welche auf sie bedrohlich wirkten (Körpersprache, Gesten oder "falsches Verhalten") direkt negativ ab. Es konnten Monate vergehen, in denen wir manche Personen nicht gesehen haben und trotzdem wusste Mocca genau wer diese waren.

Wusste man aber wie man Mocca gegenüber agieren sollte bzw wie man ihr körpersprachlich am Besten begegnete, war sie sehr freundlich.

Sigi ist eine dieser Personen, die Mocca durch ihre souveräne und freundliche Art sofort auf ihrer Seite hatte und mit der wir gemeinsame Spaziergänge sehr genossen. Danke Sigi!


Ich bin so froh, dass Mocca nach langem Suchen eine Familie (ohne Kinder) gefunden hat, welche sich über ein halbes Jahr hinweg Zeit genommen hat sie ausreichend kennen und lieben zu lernen. Mocca ließ sich von der Familie erst 5 Monate nach Kennenlernen das erste Mal streicheln.

Danke Yvonne und Jens, dass Ihr Mocca die Zeit gegeben habt, die sie gebraucht hat und nichts erzwingen wolltet!
Mocca begleitete uns ein Jahr und vier Monate auf unserem Lebensweg. Dementsprechend schwer fiel uns der Abschied.

Sie lebt nun mit zwei weiteren Hunden zum Glück nur einen Katzensprung von uns entfernt und es wird weiterhin positiv trainiert :-)


Danke für alles, Mocca!

Pflegehund Luna

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Im Sommer 2022 habe ich angefangen mit Angsthündin Luna im Ingolstädter Tierheim zu arbeiten. Ich bin dort als Trainerin tätig und Luna war einer dieser Hunde, die aufgrund ihrer Rasse (Rottweiler x American Staffordshire Terrier) und ihres aggressiven Verhaltens als "unvermittelbar" galt. Sie wurde damals beschlagnahmt und ins Tierheim gebracht, hatte keinen Wesenstest und war absolut weltfremd.

Nachdem sie aufgrund ihres Verhaltens als "gefährlich" beurteilt wurde (Beschädigungsabsicht), wurde sie nicht in die Vermittlung der Tierheimhomepage aufgenommen und hatte somit keine Chance ein zu Hause zu finden.

Und eines Tages kam es wie es kommen musste: Der Tierheimleiter bat mich in Lunas Fall um Hilfe und es war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

Der Zaun war 2,50m hoch und es gab keine Möglichkeit ihr dadurch einen Maulkorb anzuziehen. So entschied ich mich zu ihr hinein zu gehen und im Zwinger mit ihr zu arbeiten. Schon bald freute sie sich auf den Maulkorb und konnte verschiedene, hilfreiche Signale ausführen. Nachdem wir etwas Vertrauen zueinander gefasst hatten, machten wir uns langsam auf den Weg in die Welt hinaus... Stück für Stück.

Luna zuckte bei jeglichen Geräuschen zusammen, war panisch und wollte direkt flüchten. Anders bei Menschen und Tieren: Dort war ihrer Meinung nach "Angriff" die beste Verteidigung. Und so hatten wir einige Themen, an denen wir beide unbedingt arbeiten mussten, damit sie den Wesenstest überhaupt bestehen würde.

Das war auch der Grund weshalb ich Luna nach einigen Wochen zu mir nach Hause auf Pflegestelle geholt habe.
Sie brauchte eine Bezugsperson, der sie vertrauen konnte... Ruhe, Rituale, Sicherheit, kontinuierliches Training uvm.

Und was soll ich sagen? In nur vier Wochen entwickelte Luna sich von einem aggressiven Angsthund zu einem tollen Begleiter. Alltagssituationen waren kein Problem mehr.

Und auch wenn Luna sich super entwickelt hat, so würde ich einem Hund wie Luna auch in einigen Jahren im Nahkontakt nicht blind vertrauen. Meiner Meinung nach sollte man bei Hunden mit Beschädigungsabsicht in der Vergangenheit besser auch in Zukunft managen ganz nach dem Motto: Vorsicht ist besser als Nachsicht.

Luna hat ihr zu Hause in der schönen Schweiz inmitten von Bergen bei einer ganz lieben Familie ohne Kinder gefunden. (Leider sind sogenannte "Kampfhunde/Kategorie 1" bei uns in Bayern nicht erlaubt.)

Luna hat dort ein riiiesiges Grundstück und einen Rottweilerfreund. Wir sind oft in Kontakt.


In diesem Beitrag findet ihr an zweiter Stelle das Video von

Lunas Entwicklung

innerhalb vier Wochen.

Pflegehund Sammy

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Im Juli 2023 habe ich Sammy im Internet entdeckt. Er war zu diesem Zeitpunkt ca drei Monate alt und zusammen mit seiner Mutter und Schwester in einem kleinen, dunklen Zwinger einer rumänischen Tötungsstation einsperrt. Der Zwinger war komplett mit Blech verkleidet und ich denke man kann sich vorstellen wie es dort stank und hallte, denn in diesem Gebäude waren hunderte von Hunden eingesperrt, welche auf der Tötungsliste standen. Mocca (Wir haben sie 2021 bereits zu uns geholt) kam aus einer ähnlichen Tötungsstation - Nur leider wurde sie von Menschen misshandelt und von anderen Hunden ständig gebissen. Zumindest letzteres blieb Sammy erspart und trotzdem war sein Leben grausam... 

Ich habe mir so oft gewünscht, dass ich Mocca all diese Jahre voller Leid ersparen hätte können - Und dann sah ich Sammy... Er war ein Welpe voller Angst, jagte ständig seine eigene Rute und war in meinen Augen trotzdem perfekt und einfach bezaubernd... und irgendwie erinnerte er mich an unsere Mocca. Ich musste ständig an die Hunde in dieser Tötungsstation denken... Ganz besonders an Sammy. Sein Schicksal stand fest - Wenn er keine Familie findet, wird man ihn töten. Wie können die Menschen nur so grausam sein?!

Ich habe Sammy, seine Schwester, Mutter und auch die anderen Tötungshunde auf so vielen verschiedenen Seiten geteilt - Immer wieder aufs Neue. Die Wochen vergingen und als der Tag der Tötung immer näher rückte und Sammy immer noch keine Familie gefunden hatte, entschied ich mich dazu Sammy bei uns aufzunehmen.

Und so fuhren wir Anfang September nach München, um unseren kleinen Schatz nach seiner langen Reise abzuholen. Sammy war verständlicherweise total verängstigt und so gaben wir ihm Zuhause erstmal Zeit zum "Ankommen". Er rannte voller Angst vor uns weg, ließ sich nicht anfassen und versteckte sich - Das gestand ich ihm voller Verständnis zu. Ich möchte den Hunden erstmal immer die Zeit geben ein bisschen zur Ruhe zu kommen und auch die Möglichkeit uns Menschen "beobachten" zu können. Als Sammy öfter mal ein, zwei Schritte in meine Richtung ging aber seine Angst ihm so sehr im Weg stand, dass er dann wieder knurrte/bellte und umdrehte, habe ich auf mein Gefühl gehört und habe mich ihm langsam angenähert. Mit ausgestreckter Hand kraulte ich kurz sein Kinn und ging daraufhin direkt wieder ein paar Schritte rückwärts. Sammy kam hinterher doch dann überkam ihm erneut seine Angst und er verschwand wieder im Gebüsch. Die Stunden vergingen und Sammy wurde immer neugieriger auf mich und innerhalb der ersten Tage fing er an mir langsam immer mehr zu vertrauen.

Im Alltag wurde es mit Sammy niemals langweilig. Er war natürlich noch nicht stubenrein und dachte wohl, dass jegliche Gegenstände von unserem Haus nur dafür da sind, um von ihm zerkaut zu werden - Egal ob Schuhe, Vorhänge, Möbel etc. Und dann war da noch sein Gesangstalent - Er übte wohl für einen Songcontest, denn Sammy winselte, fiepte und jaulte was das Zeug hielt sobald er mich nur eine Sekunde aus den Augen verlor und sobald er mit irgendetwas überfordert war. Und egal was er kennen lernte, er ging erstmal immer nach vorne und knurrte/bellte es wie verrückt an. Man merkte deutlich, dass Sammy in seiner wichtigsten Phase des Lebens nichts kennen lernte. Ich konnte nicht mehr einfach das Haus rauswischen, staubsaugen, den Radio/Fernseher anschalten oder sonstige Dinge tun, die alltäglich sind. Sammy fand das alles absolut gruselig und brachte das auch lautstark zum Ausdruck. Er bellte und bellte und bellte. Und kam auch ansonsten kaum zur Ruhe.

Puh, so ein Leben mit einem ehemaligen Tötungshund kann echt anstrengend sein - Anders als mit unseren "Züchterhunden" damals. Sie müssen so viel lernen was für andere Hunde völlig normal ist. Der Alltag mit einem Hund, welcher nie etwas anderes als seinen Zwinger kennen gelernt und viele schlechte Erfahrungen in seinem Leben gemacht hat, kann wirklich herausfordernd sein - Und trotzdem unglaublich bereichernd und schön. Diese Hunde sind meine persönlichen Lehrmeister - Immer wieder aufs Neue. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Sammy entwickelte sich zu einem Traumhund. Jegliche Gegenständige, Menschen und Hunde fand er vorher richtig doof und bellte lautstark. Nach viel Geduld und Training fand er alles super toll und wurde zu einem fröhlichen und angenehmen Wegbegleiter. Lediglich in der Pubertät brachten ihn jene Hunde dann etwas aus der Ruhe, die besonders toll gerochen haben - Aber das ist für mich völlig verständlich. Sammy war vier Monate bei uns bevor er zu seiner Für-Immer-Familie nach Kelheim zog und entwickelte sich in dieser Zeit zu einem super verträglichen Hund, dem nichts mehr Angst machte und der sein Leben in vollen Zügen genießt.
♥ Danke Sammy ♥


Hier gehts zu den Trainingsvideos:

https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=pfbid0sPKmaZuTtMceD1qz6fgfasbKW9yY8NmU3FzNjZbyqgnrCEobdmXeoCvMhzs6sDpvl&id=100000181453187 


Geben Sie Ihrem Hund Zeit und behandeln Sie seine Probleme so wie Sie Ihre auch behandelt haben wollen...

Ich helfe Ihnen dabei - Denn wo Wissen aufhört, fängt Gewalt oft an.